In Fortsetzung unseres
Beitrages zur Bildungsdiskussion (kommunal-aktuell 2-2001) veröffentlichen
wir heute die
Bildungspolitische
Thesen der PDS Brandenburg
von Gerrit Große, MdL und Harald Petzold, stellv. Landesvorsitzender
1.
Landesregierung und Koalition haben mit einer aufwendigen Kampagne, einer
Bildungspolitik der Schlagzei-len und einigen marginalen Veränderungen
zugunsten einiger Weniger öffentlich den Eindruck von Bewegung und Problemlösungskompetenz
im Bildungswesen hergestellt. Damit haben sie die bis 1999 verloren gegan-gene
bildungspolitische (Schein-) Initiative zurückgewonnen. Innerhalb der
Koalition hat sich die CDU auf ganzer Linie durchgesetzt und die SPD vor
sich her getrieben.
2.
Die PDS hat sich in die jüngsten Auseinandersetzung u.a. mit Vorschlägen
zur Verbesserung der Lehr- und Lernbedingungen an den Schulen, zur Sicherung
von Schulen im ländlichen Raum, zur Schaffung gleicher Arbeits- und Lebensbedingungen
von Ost-Lehrkräften und zur Verbesserung der Mitbestimmungsmöglich-keiten
der an Schule Beteiligten eingebracht.
3.
Landesregierung und Koalition blockieren Maßnahmen zur tatsächlichen flächendeckenden
Verbesserung der Qualität schulischer Bildung und Erziehung. Sie kürzt
die Lehrerstellenzahlen bis 2005 in stärkerem Umfang, als die SchülerInnenzahlen
zurückgehen. Das verschärft die ohnehin unhaltbaren Lehr- und Lernbedingungen
an den Schulen. Prestigeprojekte, wie Leistungsprofilklassen, frühzeitiger
Fremdsprachenunterricht und mar-ginale Verbesserungen an Grundschulen
werden zusätzlich auf Kosten des Gesamtsystems eingeführt. Die PDS fordert
deshalb eine Änderung der Landespolitik und wird Maßnahmen zum Widerstand
gegen die ge-genwärtige Landespolitik initiieren und unterstützen, so
z.B. den landesweiten Aktionstag der GEW am 24.10.2001.
4.
Landesregierung und Koalition verschleiern, dass durch ihre verfehlte
Bildungspolitik Kindern und Jugend-lichen im Laufe ihrer zehnjährigen
Pflichtschulzeit über ein Schuljahr durch Ausfall von Fachunterricht verloren
geht. Sie gefährden damit wissentlich und vorsätzlich die Zukunft der
Jugend des Landes. Die PDS fordert eine Wende in der Bildungspolitik,
u.a. endlich die Umsetzung der schulgesetzlichen Regelungen zur Aus-stattung
der Schulen mit Lehrerstunden.
5.
Durch die geplanten Mittelkürzungen bei der Finanzausstattung der Kommunen
werden erneut auch Schul-lastenausgleich und kommunale Schulinvestitionen
betroffen. Dies gefährdet eine pädagogisch notwendige Ausstattung der
Schulen. Die PDS fordert eine bessere Finanzausstattung der Kommunen,
die u.a. die auf-gelaufenen tatsächlichen Bedürfnisse der Schulen zum
Ausgangspunkt nimmt.
6.
Landesregierung und Koalition haben kein mehrheitsfähiges Konzept zur
Sicherung von Schulen im länd-lichen Raum und blockieren sich darüber
hinaus aus machtpolitischen Gründen. Sie riskieren lange Schul-wege für
Kinder und Jugendliche und stehlen ihnen damit wissentlich und vorsätzlich
unwiederbringliche Le-benszeit. Das kommt Freiheitsberaubung gleich. Die
PDS fordert Zukunftsperspektiven für alle Schulstand-orte. Sie schlägt
die Stärkung der Gesamtschulen als Regelschule und ihre Sicherung in allen
Gemeinden mit Grund-, Mittel- und Oberzentrumsfunktion vor. Sie ist bereit
zum Diskurs über alternative integrative Schulmodelle zur Sicherung von
schulischer Qualität und Lebenszeit für Jugendliche.
7.
Brandenburg hat seine Pionierrolle in Sachen Ganztagsschule aufgrund der
verfehlten Bildungsfinanzierungs-politik der Landesregierung eingebüßt.
Die PDS fordert deshalb, Ganztagsschulen überall zu ermöglichen, wo ein
Bedürfnis dafür besteht, und dafür das Schulgesetz entsprechend zu ändern.
8.
Die Diskussion um schulische Inhalte und daraus erwachsender Möglichkeiten
zur Neugestaltung von Schul-verweildauern ist, nicht zuletzt durch die
verfehlte Bildungspolitik von Landesregierung und Koalition zum er-liegen
gekommen. Die PDS fordert deshalb die Schaffung von neuen Rahmenbedingungen,
die inhaltliche De-batten ermöglichen, neue Impulse geben und die Durchlässigkeit
des Schulwesens sichern.
9.
Die Landesregierung behindert mit ihrer Haltung zum Religionsunterrichts-Streit
in Karlsruhe das reguläre Unterrichtsfach LER. Die PDS fordert die Umsetzung
des gesetzlichen Auftrags zur flächendeckenden Ein-führung von LER, die
Erweiterung dieses bekenntnisfreien Unterrichtsfaches auf alle Schulstufen
und spricht sich im Religionsunterrichtsstreit vor dem Bundesverfassungsgericht
in Karlsruhe für einen Urteilsspruch aus.
10.
Brandenburg behandelt seine Lehrkräfte seit Jahren stiefmütterlich. Nicht
nur deshalb hält der Abwanderungs-strom vor allem junger Lehrer an. Die
Landesregierung bekämpft aggressiv alle Initiativen zur Gleichstellung
und Gleichbehandlung brandenburgischer Lehrkräfte. Die PDS fordert, damit
Schluss zu machen. Wir fordern: Gleichen Lohn für gleiche Arbeit, Runter
mit den Pflichtstunden, Erhalt der Ermäßigungsstunden aus Alters-gründen,
Wiedereinführung der Sek.-II-Stunde an OSZ, Anrechnung zusätzlicher Arbeit
in der Schule auf die Arbeitszeit, Abbau der Benachteiligung teilzeitbeschäftigter
Kolleginnen und Kollegen.
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