Das
beweist eindeutig, dass die Landesregierung mehr Lehrerstellen abbaut,
als SchülerInnen-zahlen zurückgehen, zumal sie ihre SchülerInnenzahlenprognosen
nach oben korrigieren musste. Die Aus-wirkungen der geplanten globalen
Minderausgabe konnten hier noch nicht berücksichtigt werden. Dies alles
wird - da die Maßnahmen zu den Schnellläuferklassen, zur Einführung von
Fremdsprachunterricht ab Klasse 3 ab dem Schuljahr 2003/04 und zur Erhöhung
des Stundenansatzes in der Grundschule gesetzlich be-schlossen wurden
und damit zusätzlich zu finanzieren sind - zu einer Verschärfung und unzumutbaren
Ver-schlechterung der Lehr- und Lernbedingungen an den Schulen führen.
Die PDS fordert angesichts dieser Entwicklungsplanungen eine Wende
in der Finanzpolitik des Landes! Sie wird erneut Initiativen zur Umverteilung
von Haushaltsmitteln ergreifen, um die Stel-lenkürzungen aufzuhalten und
rückgängig zu machen. Sie wird die Initiative der GEW, am 24.10.2001 einen
landesweiten Aktionstag gegen die Kürzungspläne von Landesregierung und
Koalition durchzuführen, unterstützen und ihre Mitglieder mobilisieren,
vor Ort Aktionen gegen Bildungsabbau und Unterfinanzierung zu initiieren
bzw. zu unterstützen.
4.
Die Rechnungen der Landesregierung zum Unterrichtsausfall belegen darüber
hinaus ihre Versuche, die Men-schen im Land für dumm zu verkaufen. Stolz
verkündet der zuständige Minister zum Ende des vergangenen Schuljahres,
dass lediglich ca. 2,7% des Unterrichts tatsächlich ausgefallen sei. Wer
sich allerdings die Zah-len genauer ansieht, stellt fest: Dazu kommt ausgefallener
Fachunterricht durch die Zusammenlegung von Klassen bzw. durch Zusammenlegung
von Gruppen im aufgelösten Klassenverband, der noch einmal 1,5% ausmacht,
ausgefallener Fachunterricht durch Krankheit, Klausuren, Betriebspraktikabetreuung
und weitere schulische oder schulorganisatorische Gründe, der noch einmal
ca. 8% ausmacht, Wegfall von Förderunter-richt und Vertretung beispielsweise
durch ältere SchülerInnen, der wohl auch nicht zum Fachunterricht ge-zählt
werden kann, usw. usf.. Somit kann von einem Ausfall fachgerechten,
schulformgemäßen und schülerbedarfsorientiertem Unterrichts im Umfang
von ca. 12% des Gesamtunterrichtsvolumens ausgegangen werden. Das summiert
auf 10 Schuljahre bedeutet für jeden Schüler: Mehr als ein komplettes
Schuljahr fällt dem Unterrichtsausfall zum Opfer! Diese unhaltbaren
Zustände versucht die Landesregierung natürlich zu verschleiern. Sie macht
sich damit schuldig an der Zerstörung von Zukunft für Kinder und Jugendliche
des Landes.
Die PDS fordert angesichts dieser Tatsachen, dass die Landesregierung
sowohl ihre Verschleier-ungspolitik aufgibt als auch endlich die im §
109 des Schulgesetzes gesetzlich verbürgten Lehrer-stunden für Fachunterricht,
Unterrichtsvertretung, Förder- und Teilungsunterricht und Integrations-unterricht
zur Verfügung stellt. Darüber hinaus sind die im gleichen Gesetzestext
verbürgten Leh-rerstunden für Schulverwaltungsaufgaben sowie Fort- und
Weiterbildung der Lehrkräfte bereitzu-stellen. Die PDS wird in den Haushaltsberatungen
die tatsächlichen Zahlen auf den Tisch legen und die Koalition mit ihren
Luftschlössern konfrontieren. Sie wird Anträge zur Änderungen dieser Bildungspolitik
in den Landtag einbringen und darüber hinaus erneut versuchen, Menschen
zu mobilisieren bzw. zu unterstützen, selbst die Initiative für eine Änderung
dieser Bildungspolitik zu ergreifen.
5.
Mit dem Doppelhaushalt 2002/03 sollen die Mittel für die Kommunen erneut
gekürzt werden. Damit stehen auch wieder Mittel des Schullastenausgleichs
und der Investitionspauschale, mit denen nach § 17 GFG quotiert u.a. auch
Schulbaumaßnahmen zu finanzieren waren, zur Disposition. Sie wird das
selbstverständ-lich mit den zurückgehenden SchülerInnenzahlen begründen.
Allerdings verschließt sie damit die Augen vor dem tatsächlichen Bedarf
an den Schulen: Lehrmittel aller Art, Mobiliar, Ausstattung mit Fachräumen,
nicht zuletzt der neue Mehrbedarf durch die Medienoffensive der Landesregierung
(auch wenn Teile daraus durch marginale Sondermittel extra gefördert werden
können) usw. usf.. Summa summarum kann eingeschätzt werden, dass die Ausstattung
der Schulen und ihr mehrheitlicher baulicher Zustand nicht den Erfordernissen
und Notwendigkeiten genügen und schon gar nicht den Zukunftsherausforderungen
gerecht werden.
Die PDS bleibt deshalb bei ihrer Forderung nach einer höheren Finanzausstattung
der Kommunen, die u.a. die aufgelaufenen tatsächlichen Bedürfnisse der
Schulen zum Ausgangspunkt nimmt. Die kommunalen Schulträger erfüllen wichtige
Verfassungsaufgaben und haben einen verfassungsge-richtlich verbürgten
Anspruch auf ein entsprechende finanzielle Absicherung! Die PDS wird inner-halb
der Haushaltsberatungen diesbezügliche Anträge einbringen und darüber
hinaus ihre Mitglie-der vor Ort mobilisieren, Initiativen zu ergreifen
bzw. zu unterstützen, die kommunalen Wider-stand gegen die Kommunalfinanzierungspolitik
der Landesregierung organisieren.
6.
Die Zukunft der Schulen im ländlichen Raum ist nach wie vor nicht gesichert.
Die Koalition hat für dieses wichtige Zukunftsproblem kein mehrheitsfähiges
Konzept und blockiert sich in machtpolitischem Pokerspiel gegenseitig.
Sie riskiert damit lieber das Ende von fast 200 Schulstandorten im Land
(überlässt die undank-bare Aufgabe des Schulschließens dann aber den kommunalen
Schulträgern). Notwendige demokratische Diskussionen mit Betroffenen bzw.
Beteiligten und Schulexperten sind mit Verweis auf den heiligen Koali-tionsvertrag
unterdrückt worden. Der Bericht, der von der Landesregierung selbst eingesetzten
Regierungs-kommission "Entwicklung der Schulen der Sekundarstufe I im
ländlichen Raum" schmort seit April 2000 in den Schubkästen der Landesregierung
- eine Stellungnahme dazu hielt sie bisher für nicht notwendig. Wert-volle
Zeit zur Suche nach Problemlösungen und zum Ausprobieren dieser Lösungsvorschläge
wurde und wird sinnlos verstreichen gelassen. Jetzt lebenden Kindern wird
zugemutet, die `Zeche´ dafür `zahlen´ zu müssen, dass zu wenige Kinder
geboren wurden und werden. Ihnen werden ohne mit der Wimper zu zucken
Schul-wege von täglich einer Stunde und mehr zugemutet. Landesregierung
und Koalition stehlen damit jun-gen Menschen wissentlich und somit vorsätzlich
unwiederbringliche Lebenszeit! Das kommt Frei-heitsberaubung gleich.
Initiativen, die sich dagegen zur Wehr setzen, wird der langwierige Rechtsweg
zuge-mutet (Beispiel Storkower Gesamtschule), anstatt endlich das Notwendige
zu einer Änderungen dieser Zustände zu tun.
Die PDS fordert deshalb, dass endlich die demokratische Diskussion
über die Sicherung der Schul-standorte im ländlichen Raum, aber auch aller
übrigen gefährdeten Schulstandorte ergebnisorien-tiert geführt wird und
die Landesregierung endlich Stellung zum Bericht der von ihr selbst einge-setzten
Regierungskommission nimmt. Die PDS schlägt für die zu führende Diskussion
erneut vor, die Schulform der Gesamtschule angesichts ihrer Möglichkeiten
zur Sicherung der qualitativ not-wendigen schulischen Versorgung und aller
Abschlüsse im Land als Regelschulform zu stärken und in allen Grundzentren
zu sichern. Die PDS ist allerdings auch bereit, in einen demokratischen
Diskurs über alternative integrierte Schulformen einzutreten, die den
Kindern und Jugendlichen in Zukunft qualitativ gute Bildung und Erziehung
sichern und gleichzeitig den Verlust von Lebenszeit durch lange Schulwege
vermeiden.
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